Kanada
Ankunft in Nordamerika
Kanada. Nach viel Hin und Her, umorganisieren, planen, arrangieren und einer Portion Glück kommen wir endlich am 13. April 2022 in Vancouver an. Mit der Zeitverschiebung hat dieser Tag 33 Stunden erhalten und wir sind froh, dass unsere Bleibe nicht allzu weit vom Flughafen entfernt ist. Wir dürfen für die Zeit hier in der Stadt unser Zelt bei Gabrielle im Garten aufstellen und erkunden während 3 Tagen die Stadt: Granville Island, Stanley Park, Steam Clock Tower und den Regenwald bei der Universität. Und vor allem lassen wir uns das internationale Essen schmecken: Sushi, Burgers, Rahmen oder Cinnamon Rolls (Zimtrollen). Wir geniessen die Zeit in der Stadt, lassen den Jetlag ausklingen und stärken uns für die erste Veloetappe bis nach Penticton.
Zurück auf dem Velo: Von Vancouver nach Penticton
Unser erster Tag auf dem Velo in Nordamerika startet sonnig und wir verlassen Vancouver durch die endlosen Strassen der Einfamilienhäuser von Burnaby und Coquitlam. Über mehrere Kilometer reihen sich Häuschen an Häuschen, Garten an Garten, Pickup an Pickup. Und plötzlich liegt sie Stadt hinter uns, Schilder machen uns verständlich, dass wir uns in «Bärenland» befinden und wenn wir nicht gerade durch Siedlungen oder Landwirtschaftsland fahren, beginnt direkt hinter dem Strassenrand die Wildnis. Doch bevor wir uns ins Niemandsland begeben, fahren wir während drei Tagen durch die Landwirtschafts- und Industriezonen des Fraser-Valleys bis nach Hope und dürfen die erste Nacht auf einer Kürbisfarm unser Zelt aufstellen. Die Familie offeriert uns gekühlte Getränke, Hotdogs, Donuts und sogar ein Frühstück. Wir sind überwältigt von der kanadischen Gastfreundschaft. War der erste Tag noch warm und sonnig, lernen wir schnell das niederschlagsreiche Wetter der kanadischen Westküste kennen und wissen nun auch, wieso die Wälder alle so schön grün und voller Moos sind: wenn sich der Regen einmal installiert hat, so bleibt es über mehrere Tage nass und verhangen. Die zweite Nacht dürfen wir in der Milchzentrale eines Bauernhofs übernachten und unsere Kleider am Kompressor trocknen. Wir begreifen vor allem eines sehr schnell: hier ist alles grösser: die Distanzen, die Autos, die Strassen und die Güterzüge sind sehr, sehr lang. Kurz vor Hope haben wir 192 Güterwagen gezählt…
In Hope machen wir einen halben Tag Pause und organisieren die Einkäufe für die nächsten Tage, denn von hier bis nach Princeton erwarten uns 150 km Nichts. Unser Weg führt uns über den Raven Highway (N°3) durchs Sunshine Valley und den Manning Park und weiter entlang dem Fluss Similkameen bis nach Keremeos und vorbei am Yellow Lake bis nach Penticton. Besonders eindrücklich ist die zunehmende Distanz zwischen den Ortschaften. Wir haben von Hope nach Princeton 2 Tage benötigt. Zwei Tage fernab von Dörfern, gelegentlich ein Hof oder ein Resort, doch meistens liegt neben der Strasse direkt die Wildnis. Die Flüsse sind unberührt, Bäume wachsen und fallen in alle Richtungen, alles ist mit Moos überzogen, grün, und verwachsen. Mit der zunehmenden Höhe wird der Regen zeitweise zu Schnee, und am Morgen des zweiten Tages im Manning Park ist es wieder Winter geworden. Wir lassen die Passhöhen hinter uns, der Schnee wechselt zu Regen und in Princeton feiern wir die Rückkehr in die Zivilisation mit einem Burger, bevor wir im Similkameen Tal unser Zelt für die letzte Nacht der ersten Etappe aufstellen. Der letzte Tag bis nach Penticton ist sonnig, und wir bemerken ebenfalls, dass sich das Klima geändert hat. Die moosverhangenen Tannen sind Kiefern und wesentlich trockneren Steppen gewichen, und auch die Luft ist trockener. Wir erreichen Penticton am frühen Abend und richten uns auf dem Burburry Camping für die nächsten anderthalb Wochen ein. Wir freuen uns aufs Klettern in einen DER Klettergebiete Kanadas.
Klettern in den Skaha Bluffs
Der erste Tag im jeweiligen Klettergebiet ist meistens Ruhetag. Zeit für die Beine zum Erholen, um uns mit der Region, den Klettereien und den Zustiegen vertraut zu machen und um einzukaufen. Was unseren ersten Tag in Penticton etwas ungewöhnlich macht, ist der Zahnarztbesuch. Bertrand hat erneut Zahnschmerzen und das Röntgen bestätigt den Verdacht: der nächste Weisheitszahn muss raus. Zum Glück etwas weniger notfallmässig als in Frankreich und so geniessen wir die zwei schönen Tage beim Klettern in den Skaha Bluffs. Unser Campingplatz liegt zwar ruhig, abseits der Strasse und direkt am See, leider jedoch auf der falschen Seeseite. Und so fahren wir brav jeden Tag rund 15 km um den See herum und die 170 Höhenmeter hinauf, bevor wir anschliessend gut 30 Minuten zum jeweiligen Sektor laufen. Doch der schöne Zeltplatz und die perfekte Kletterei auf Granit machen die Strapazen eindeutig wett; und beeindrucken unsere Nachbarn, die der Einfachheit halber mit dem Auto zum Klettern fahren.
Wir verweilen beinahe zwei Wochen in Penticton, doch das Wetter ist uns nicht durchgehend gnädig. Zum Glück gibt es jedoch eine Bulderhalle und eine Brauerei nicht allzu weit entfernt. Bertrand erholt sich rasch nach der Zahnextraktion und wir haben schlussendlich doch sechs Tage zum Klettern. Von technischen Plattenklettereien, Leisten und sogar einem Tag Rissklettern im Trad (Selbstabsicherung mit Friends) können wir die Vielseitigkeit des Granits voll auskosten und klettern eine Vielfalt an Routen zwischen 6a und 7c. Der Wiedereinstieg zum Tradklettern hat Bertrand einige Schwierigkeiten bereitet: an einer etwas schwierigeren Stelle hat er versucht, eine Sicherung zu legen, doch leider die falsche Grösse erwischt. Und da der «Pump» langsam ernsthaft wurde, hat er kurzerhand den Friend auf den Seilsack geworfen und ist weitergeklettert. Wenig höher gab es dann eine leichtere Stelle, um den weiteren Verlauf der Route abzusichern.
Hier in Kanada ist nicht nur alle Grösser, sondern auch die Wildtiere sind selbst im Siedlungsgebiet einiges präsenter. Beim Klettern und auf dem Campingplatz begegnen uns immer wieder Schlangen (Goffersanke und Klapperschlangen), Streifenhörnchen und California Quails (Vögel die mehr laufen als fliegen und eine «Fahne» auf dem Kopf tragen).
Von Penticton nach Revelstoke über den Kettle Valley Rail Trail
Der Wetterbericht droht wechselhaft nasses Maiwetter an, und so entscheiden wir uns, etwas trockeneres Wetter im Regenschatten der Rocky Mountains zu suchen. Bis dahin bleibt aber genügend Zeit, um die Leistungsfähigkeit unserer Regenjacke gründlich zu testen. Gestärkt mit einem Cinnamon Roll nehmen wir den Veloweg der ehemaligen Kettle Valley Zuglinie (KVR-Trail), welche sich langsam in die Höhe schlängelt. Die Steigung ist schwach, doch mit dem Regen weicht die Naturstrasse immer mehr auf. Im Nebel folgen wir dem Trail weiter und weiter, die Sicht reicht teilweise keine zehn Meter weit und wir fühlen uns von Bären und Cougar (Berglöwe) beobachtet. Mit den zunehmenden Höhenmetern ist die Strasse immer öfters von Schnee bedeckt und die Räder der Velos versinken abwechslungsweise im Schlamm, Wasser und Schnee. Die Zeit hört auf zu existieren und als wir bis auf die Knochen nass und nach nur 50 km beim Chute- Lake ankommen, ist 19 Uhr bereits vorbei. Wir fragen für eine Unterkunft und bekommen ein «Glamping» Zelt, welches wir mit dem Holzofen auf Höchstleistung einheizen. Quer durchs Zimmer spannen wir unser Seil und können alles zum Trocknen aufhängen, während draussen der Regen nach und nach abklingt.
Am nächsten Morgen scheint die Sonne zum Kaffee und wir machen uns bei Sonnenschein auf den Weg. Die Strasse ist stellenweise noch stark aufgeweicht und macht das Vorwärtskommen mühsam, doch die umwerfende Landschaft lässt allen Aufwand vergessen. Einsam und hoch über dem Okanagan Valley folgen wir dem Trail durch eine wilde, einsame Landschaft, umgeben von Bäumen und noch mehr Bäumen. Erst bei den Brücken durch den Mira Canyon treffen wir wieder vermehrt Leute an, und lernen auch die Chipmunks kennen, die sehr gut auf Futter dressiert sind und unsere Velos von oben bis unten inspizieren. (beim Wild-Camping können diese unangenehmer werden als ein Bär, denn sie reichen Futter genauso gut und fressen sich in wenigen Minuten durch alles hindurch) Nach den vielen Holzbrücken über den Canyon verlassen wir den KVR-Trail und fahren hinunter nach Kelowna. Die Abfahrt ist steil und lang, und zum Ende hat das Velo von Arline einen Platten. Nach den zwei Tagen in völliger Ruhe kommt uns der Verkehrslärm laut vor, doch wir sind rasch wieder auf einem separaten Veloweg, dem Okanagan Rail Trail, dem wir bis nach Vernon folgen können.
Bei einer «Znünipause» am Kalamalka See kommen wir mit zwei Velofahrern ins Gespräch. Yorka und Patrick geben uns unzählige Tipps zur Routenwahl, wilden Campingplätzen, Bären und wie wir unsere Lebensmittel aufhängen sollen, falls wir in Bärenland campieren. Wir machen uns anschliessend gemeinsam auf den Weg nach Vernon und die beiden laden uns spontan zum Mittagessen bei ihnen zu Hause ein. Vor dem nächsten Regenschauer bringen wir anschliessend noch einige Kilometer hinter uns und klopfen bei einem pensionierten Ehepaar an, um unser Zelt in deren Garten aufzustellen. Doris und George scheinen zu Beginn etwas überrascht über unsere Anfrage, offerieren uns aber eine Dusche und nachdem wir ein wenig miteinander gesprochen haben, laden sie uns zu Pancakes zum Frühstück ein. Wir sind überwältigt von der Gastfreundschaft der Kanadier und wie vielseitig der kulturelle Austausch ist; was unter andrem auch unseren Englischkenntnissen starke Unterstützung leistet. Fünf Tagen nach unserer Abfahrt in Penticton erreichen wir Revelstoke, dabei haben wir rund 160 km auf separaten Velowegen zurückgelegt. Über Warmshowers suchen wir eine Bleibe für die Nacht und Thomas lädt uns zu sich ein. Er ist erst vor ein paar Wochen nach Revelstoke gezügelt und so erkunden wir am Nachmittag gemeinsam die Ortschaft und die einzige geöffnete Brauerei. Als wir am nächsten Morgen aufstehen und uns auf den Weg Richtung Roger’s Pass machen wollen, ist das Wetter grau, verhangen und regnerisch. Thomas ist der Meinung, dass wir etwas verpassen würden, wenn wir die Berge des Glacier Nationalparks nicht sehen können, und bietet uns an, eine weitere Nacht bei ihm zu bleiben. Wir nehmen das Angebot gerne an und unternehmen am Nachmittag einen Spaziergang zur ehemaligen Skischanze von Revelstoke, von wo wir einen herrlichen Überblick über die Ortschaft haben.
Von Revelstoke nach Radium Hot Springs über den Rogers Pass
Und es hat sich gelohnt zu warten: am nächsten Morgen strahlt uns die Sonne schon beim Erwachen ins Zimmer und uns erwartet eine lange und stetige Steigung entlang dem Illecillewaet River bis wenige Höhenmeter unter der Passhöhe der Roger’s Pass. Die Bäume entlang dem Transcanadien Highway geben hin und wieder den Blick auf die schneebedeckten Berge frei. Und wir sehen den ersten Schwarzbären, der friedlich am Strassenrand Löwenzahn frisst. Da wir uns in einem Nationalpark befinden, ist Wild-Camping verboten und aufgrund des vielen Schnee sind die offiziellen Campingplätze noch geschlossen. Und durchfahren ist zu weit. Thomas hat uns von der A.O. Wheeler Hütte erzählt, welche knapp ein Kilometer abseits vom Highway liegt. Perfekt! Was wir jedoch nicht beachtet haben, ist, dass die Strasse zur Hütte ebenfalls schneebedeckt ist. Zu Beginn haben wir noch versucht, die Velos mit dem Gepäck über den Schnee zur Hütte zu schieben, doch diese Idee ist beim ersten Lawinenkegel gescheitert. Wir stellen die Velos an einen Baum, laden Gepäck auf unsere Schultern und spuren in zwei Runden einen Weg zur Hütte. Wir brauchen einen Moment, um das Zahlenschloss zu finden und zu öffnen, und einen Weiteren, um auch den Haupt- Gashahn zu finden. Sobald der Holzofen aber warm geworden ist und unser Nachtessen serviert ist, sind die Strapazen bereits vergessen. Am nächsten Morgen ist der Schnee noch gefroren und wir können mit bedeutend weniger Aufwand unser Gepäck zurück zur Strasse bringen. Bis nach Golden erwarten uns rund 85 km auf und ab. Der Verkehr hat sich etwas intensiviert, was den Bären am Strassenrand aber nur bedingt interessiert. Dafür interessiert sich ein Parkranger umso mehr, wo genau wir die Nacht im Park verbracht haben; und ist über unsere Antwort etwas erstaunt. Mit einer Stunde Zeitverschiebung und nach unzähligen Hügeln erreichen wir am frühen Abend Golden und rasten auf dem Gemeindecampingplatz, um morgen fit für die grosse Etappe nach Radium Springs zu sein.
Wir folgen den «Wetlands» des Columbia Rivers stromaufwärts bis nach Edgewater (Danke Nick und Trudi für den «Gartenzeltplatz», die Dusche und den Kaffee) und erreichen am nächsten Morgen den Kootenay National Park.
Von Radium Hot Springs nach Canmore durch den Kootenay Park
Auch wenn wir alle Register gezogen haben, um eine Übernachtungsmöglichkeit im Park zu finden, können uns selbst die offiziellen Stellen keinerlei Auskunft geben: die Campingplätze sind geschlossen und niemand weiss, ob die Parklodge geöffnet ist. Wir erhalten den Ratschlag, auf jeden Fall vorbeizuschauen und bei den Besitzern zu fragen. Wir werden uns überraschen lassen… Die Strasse entlang dem Kootenay River hat aufgrund der Umleitung des Transcanada Highways zu viel Verkehr, doch die Flusslandschaft durch die Wälder, umgeben von den verschneiten Bergen machen den Verkehrslärm definitiv wett. Und wir sehen sogar einen Grizzly, wodurch vor allem die Touristen völlig aus dem Häuschen geraten und alle Verkehrsregeln vergessen. Einige fahren so nahe an das Tier heran, dass sie den Bären aus dem Dachfenster beinahe streicheln könnten.
Wir erreichen die Lodge gegen Abend. Das Areal wirkt verlassen, obwohl überall Werkzeug herumliegt, die Hüttchen sind halbfertig renoviert und wir erkennen können, dass jemand hier sein muss. Und wir haben Glück! Der Pächter ist gegenüber unserem Anliegen sehr skeptisch, willigt aber ein, uns hier campieren zu lassen, als wir ihm sagen, dass wir das OK der Ranger haben. Irgendetwas scheint hier sehr komisch zu sein, doch wir verbringen eine ruhige Nacht, unser Essen ist zur Sicherheit vor Bären und Chipmunks abseits des Zelts aufgehängt und am nächsten Morgen kommt ein Fuchs zu Besuch vorbei.
Wir verlassen den Kootenay Park über den Continental Devide (Kontinentale Wasserschiede) und erreichen nach einer steilen Abfahrt das Bow Valley. Nach 5 Tagen auf dem Highway können wir diesen endlich verlassen und folgen der Nebenstrasse Talabwärts Richtung Banff. Zu unserer Überraschung ist die Strasse für Autos gesperrt und wir finden uns inmitten vieler Velofahrer wieder, von denen die meisten über unseren Anblick erstaunt sind, und immer wieder fragen, woher wir kommen, wohin wir fahren, was wir den alles dabeihaben und so weiter. Zwei von ihnen halten neben uns, und nach einem kurzen Gespräch laden sie uns zum Nachtessen und Übernachten in Canmore ein. Nach einem langen Tag erkämpfen wir uns die letzten Höhenmeter zu ihrem Haus und werden von Warren, Sarah, Charlotte und Sophia herzlichst willkommen geheissen. Beim Apero merken wir, dass wir viele gemeinsame Interessen haben und als wir von unserem Projekt erzählen und erwähnen, dass wir für ein paar Wochen in Canmore bleiben werden, um zu klettern, laden sie uns ein, in ihrem Haus zu bleiben. Welch wundervolles Angebot nach 1’400 km Velofahren durch Kanada!
Dass wir schlussendlich aber fast 4 Wochen hierbleiben werden, war nicht geplant…
Klettern und Zahnarztmarathon rund um Canmore
Wir sind nun seit über einem Jahr unterwegs, abwechslungsweise am Velofahren und Klettern. Doch Bertand hat beschlossen, eine neue Disziplin hinzuzufügen: Weisheitszähne herausoperieren lassen. Wir haben uns gedacht, dass es einige von euch interessieren könnte, wie die drei Disziplinen (Velofahren, Klettern und Dentalchirurgie) kombiniert werden können. Nach einigen Recherchen im Internet (ohne Erfolg) haben wir entschieden, es selbst herauszufinden.
Hier drei Ratschläge:
– Bucht den Termin genügend früh. Die Zahnärzte können sich nicht nach eurem Terminplan richten. Mit ein bisschen Nachdruck («Haben Sie Schmerzen?», «Jaaa!») werden jedoch schneller spontane Termine frei.
– Nicht nur mit dem Sekretariat Kontakt aufnehmen, sondern dafür sorgen, dass euer Anliegen direkt bis zum Zahnarzt / Zahnärztin durchkommt. Dies hat zum Ziel, dass ihr nicht 2 Wochen wartet, um dann festzustellen, dass keine Fachperson das Röntgen / den Bericht gesehen hat. Es ist, als würdet ihr euch während 2 Wochen darauf freuen, in Margalef (oder in eurem Lieblingsgebiet) zu klettern, und bei der Ankunft heisst es, «Äm, sorry, aber der Fels ist nicht genügend stabil…»
– Besucht verschieden Zahnarztpraxen. Es ist wie beim Klettern, je mehr Abwechslung, desto interessanter. Wenn ihr die volle Portion Abenteuer erleben wollt, lasst pro Praxis einen Weisheitszahn herausnehmen. Und diverse Komplikationen erhöhen die Dauer des Spasses und verbessern die Geduld. Und falls ihr schnell und gut Fortschritte macht, erwartet den letzten Weisheitszahn eine chirurgische Extraktion unter Vollnarkose, gefolgt von einer aufwändigen Wurzelbehandlung.
Hinweis: Jede Extraktion erfordert 1 bis 3 Tage Erholungszeit. Die Dauer ist vor allem von der Intensität der Aktion abhängig. Zur allgemeinen Planung schlagen wir folgende Reihenfolge vor: Zahnarztbesuch – Velofahren– Klettern. Klettern nach dem Zahnarztbesuch wird nicht empfohlen…
Viel Spass beim Ausprobieren! Und vielleicht schlagt ihr sogar Bertrands Rekord von 8 Zahnarztbesuchen bei 7 verschiedenen Zahnärzten
Nach dieser Klammerbemerkung kommen wir wieder zurück zum eigentlichen Thema: Klettern. Wir können die Klettergebiete Echo Canyon und Bataan zu Fuss vom Sahrah und Warrens Haus aus erreichen (1.5 bis 2.5 Stunden Marschzeit). Für beide Gebiete führt der Weg steil durch einen hübschen Wald nach oben und liegt rund 800 Meter über Canmore. Einmal oben angekommen, lohnt sich der Zustieg nicht nur zum Klettern, sondern auch für die schöne Aussicht.
Das Wetter ist besonders in der ersten Woche noch kalt und regnerisch. Wir erkunden in der Zwischenzeit Canmore, die beiden Kletterhallen und während wir uns immer mehr in die Familie einleben, geben uns Sarah und Warren unzählige Tipps für Aktivitäten und Klettereinen in der Umgebung. Und mit der Rückkehr des schönen Wetters verbringen wir jeden möglichen Tag an der Felswand.
Am ersten Klettertag in Batan klettern wir eine Route direkt neben einem Rabennest. Die Rabeneltern (entgegen der negativen Gebrauchsweise dieses Wortes) bemerken uns erst, als Arline als zweite die Route klettert. Die Reaktion lässt nicht lange warten: die grossen Vögel setzen sich auf die Felsterrasse und beginne Steinchen auf uns zu werden. Da nicht klar ist, ob sie zu mehr imstande sind, bricht Arline den Versuch ab, wartet bis die Raben verschwunden sind und klettert anschliessend die Route, in der Hoffnung, alle Expresse ohne Attacke nach unten zu bringen. Zum Glück haben wir reichlich Auswahl an anderen Routen und wechseln während mehreren Tagen zwischen Baraan und Echo Canyon. Die Routen sind schön, sehr technisch und erfordern auch eine gute Ausdauer. Wir folgen vor allem den Empfehlungen der 100 Schönstern Routen im Bow Valley Topo und können deren Auswahl bestätigen.
Und mit der Ankunft der wärmeren Temperaturen können wir auch in Acéphale (Kalk) und Lake Louise (Quarzit) klettern. (zwei wahrhafte Perlen im Tal) Acéphale beherbergt vor allem Routen in den oberen Schwierigkeitsgraden (7a bis 9b) während die meisten schwierigen Routen in Lake Louise bis 7b reichen. Der Quarzit in Lake Louise ist sehr farbenfroh und mit der türkisblauen Farbe des Sees ist der Kitsch fast nicht zu vermeiden, und die Aussicht von der Kletterwand unglaublich. Die letzten 14 Tage in Canmore sind geprägt von Bertrands Zahnarzt- Marathon. Warren nimmt uns mit auf einen Kayak-Ausflug und wir erkunden die Wanderungen rund um Canmore und Kananaskis. Wir freuen uns auf die kommende Etappe durch den Norden der USA: 1’300 km bis zum Ten Sleep Canyon in Wyoming.
Velofahren und Klettern in Nordamerika – unser erster Eindruck
Im Gegenzug zu Europa sind hier in Nordamerika die Organisation und Planung noch wichtiger, wenn wir mit dem Velo reisen. Die Stecken zwischen den Ortschaften sind um ein Vielfaches länger, Lebensmittelgeschäfte seltener und die Zustiege zu den Klettergebieten sind auf das Auto ausgelegt. Die Mehrheit reist mit dem Wohnmobil, das Auto oder der Pickup angehängt. Direkt bei den Klettergebieten gibt es keine Campingplätze oder Bushaltestellen. Die Kombination von Velofahren und Klettern wird hier in Nordamerika sehr viel komplexer, doch mit etwas Planung erleben wir ein unglaubliches und intensives Abenteuer.
Während unserer Reise haben wir uns entschieden, unsere Velos nicht in den öffentlichen Verkehr zu verladen (ausser es gibt keine andere Möglichkeit) und so die gesamte Strecke auf eigener Kraft zu meistern. Das Fehlen eines öffentlichen Transportsystems ausserhalb der grossen Städte macht es in Nordamerika sehr schwierig, im Sinne des «Ecopointclimb» (Anreise mit ÖV und Velo) zu klettern.
Europa bietet ein grosses Infrastrukturangebot, um mit dem ÖV zum Klettern zu fahren, unabhängig, ob es eine Tagestour sein soll, für ein Wochenende oder für eine längere Tour. Hier in Kanada erfordert diese Art des Reisens zweifellos eine mehr Zeit und die Lust, ein Abenteuer zu erleben. Doch es funktioniert und wir können garantieren, das Abenteuer wird unvergesslich.
Jetzt bringen wir Ecopointclimb auch nach Nordamerika, und rund um die Welt!
Kontakt: info@theotherwayaround.ch